Wasser

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Wasser

Anlässlich der Taufe ihrer neugeborenen Tochter versammelt Jana ihre Familie um einen festlich gedeckten Tisch, an einem Ort am Wasser. Ihre Schwester Kris ist dabei nicht nur eine enge Vertraute, sondern auch streitlustiges Gegenüber, was Temperament und Weltanschauung angeht. Sie sind beide, ebenso wie die meisten anderen Familienmitglieder, Traumatisierte und Überlebende häuslicher Gewalt. Doch die Schwestern gehen ganz unterschiedlich mit ihrer gemeinsamen Gewaltgeschichte um. Angesichts vergangener Verletzungen und aktueller Konflikte ist es wenig überraschend, dass der Familienfrieden kaum bis zur Vorspeise reicht.

Neben Momenten, in denen Erinnerung und Gegenwart wie ein Donnerschlag aufeinandertreffen, führt uns der Abend mit poetischem Feinsinn in die Innenwelt einer jeden Figur, und lässt uns in ihre Wut, ihre Ängste und Hoffnungen eintauchen, vor allem aber öffnet er den Raum für die Widersprüche, die in ihnen wohnen. Anna Gschnitzer fragt in “Wasser” danach, welche Strukturen Gewalt ermöglichen und an welchen Stellen wir selbst Teil dieser Struktur werden, ohne uns dessen bewusst zu sein. Wie können wir eine gemeinsame Sprache finden, wenn sich transgenerationale Traumata immer weiter fortschreiben und Opfer-Täter-Beziehungen scheinbar unübersichtlich, aber dennoch tief in familiären Strukturen verankert sind? In welches Wasser müssen wir steigen für einen Neuanfang?

Mit: Judith Nebel (Kris), Sarah Horak (Jana), Victoria Voss (Maria), Ralf Lichtenberg (Georg), Jan Gebauer (Wolfgang), Matthias Zajgier (Manuel), Ingrid Cannonier (Isabel)
Text: Anna Gschnitzer
Regie: Alexander Nerlich
Bühne: Thea Hoffmann-Axthelm
Kostüme: Žana Bošnjak
Musik, Sounddesign: Malte Preuss
Choreografie: Zoé Gyssler
Dramaturgie: Daniel Theuring
Regieassistenz: Negar Boghrati
Ausstattungsassistenz: Allison Woodburn
Inspizienz: Annette Reisser
Soufflage: Ulrike Deschler
Theatervermittlung: Lena Hilberger
Fotos: Ludwig Olah

Premiere (UA): 15. April, 2023
Stadttheater Ingolstadt 
Aufführungsrechte bei Felix Bloch Erben, Verlag für Bühne, Film und Funk.


Den Begleittext der Autorin zum Stück finden Sie hier.

Pressestimmen:

„Ein fein gesponnenes und gewitzt komplexes Drama über patriarchale Gewalt und Machtstrukturen und die Frage, wie wir wurden, die wir sind. „Wasser", inszeniert von Alexander Nerlich im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt, ist ein Beispiel für eine wirklich gelungene Uraufführung, auch weil der Regisseur und sein Ausstattungsteam sich mit kongenialem Gespür und viel Fantasie tatsächlich auf den Text einlassen und da nichts drüberstülpen, was sich nicht aus seiner Tiefe fischen ließe."
Christine Dössel, Süddeutsche Zeitung, 8.04.2023

„Anna Gschnitzers Text ist voll rascher Dynamik, legt zupackend die Zusammenhänge offen, ist sehr präzise und nie überzogen oder überzeichnend. Mit wenigen Strichen stellt die Autorin heraus, wie in einem zerstörerischen System ausnahmslos alle unter diesen Zerstörungen leiden. Nie senkt die Autorin den Daumen, jede einzelne Figur erfährt Gerechtigkeit, weil es vorrangig um ihre jeweiligen Prägungen geht. Die Schauspielerinnen und Schauspieler versehen ihre Rollen mit einer Aura des Verwundetseins: mal wieder eine – in Ingolstadt traditionelle – großartige Ensembleleistung.”
Christian Muggenthaler, nachtkritik, 17.04.2023

„Es ist eine Inszenierung, die trifft in ihrer Vehemenz: mit starken Bildern, einem mitreißenden Schauspielerensemble und einem klugen Text, der so präzise wie poetisch existenzielle Fragen stellt – an uns alle. Dafür gibt es am Ende langen Applaus.”
Anja Witzke, Donaukurier, 17.04.2023

„Diese gesamte Geschichte [ist] nie theorieüberlastet, stellt nie Thesen aus, sondern ist ein sehenswertes Familienspiel, sehr bunt, sehr dynamisch und mit einer erstaunlichen Vielfalt von szenischen Lösungen auf der kleinen Bühne im kleinen Haus des Stadttheaters. Das Ensemble ist wie eigentlich immer in Ingolstadt großartig. Und wie eigentlich immer ist das Stadttheater Ingolstadt ein Haus für die vielfältigen Entdeckungen, die man im zeitgenössischen Theater machen kann: ein deutlicher Markenkern für die Theaterkunst in der Region.“
Landshuter Zeitung / Straubinger Tagblatt, 16.05.2023

„Lang anhaltender Applaus und Bravo-Rufe für ein Theaterstück, das alles hat, um sich in den Spielplänen zu etablieren.“
Michael Heberling, Augsburger Allgemeine, 17.04.2023

„Was für ein starker Abend! – Autorin Anna Gschnitzer, Regisseur Alexander Nerlich und das Ensemble verstehen es gleichermaßen virtuos, das komplexe Innenleben von Figuren sichtbar zu machen, die Gewalterfahrungen in der Familie erlebt haben, aber nicht miteinander darüber sprechen können.“
Kulturkanal Ingolstadt – 17.04.2023