Ich, Antigone

Ich, Antigone

ICH, ANTIGONE

„Gemeinsamschwesterliches!“

Das ist das erste Wort des antiken Klassikers von Sophokles. Antigone will ihren Bruder Polyneikes beerdigen, doch ihr Onkel Kreon, der neue Herrscher Thebens, verbietet es ihr, da Polyneikes als Verbannter Krieg gegen seine Heimat geführt hat. Antigone widersetzt sich dem Verbot ihres Onkels, dem staatlichen Oberhaupt, und bestattet ihren Bruder, den Staatsfeind. Sie wird eingekerkert – und stirbt.

Anna Gschnitzer erzählt den Stoff durch die Linse der Gegenwart. Ihre Bearbeitung der antiken Antigone fragt nach der Notwendigkeit von Polarisierung: Wo endet die gemeinsame Sprache und wann muss der Bruch riskiert werden, um die eigenen Ideale, aber auch die gesellschaftliche Ordnung zu schützen – vor deren Scherbenhaufen man gleichzeitig steht. Wann wird ziviler Ungehorsam nötig? Was bedeutet es, alleine zu einer Heldin des Widerstands zu werden, wenn politisches Handeln eigentlich eine kollektive Verbindung voraussetzt – ein Gemeinsamschwesterliches? Wie bewegt sich Antigone zwischen Spaltung und Solidarität?

Mit: Leandra Enders (Antigone), Denis Larisch (Kreon), David T. Meyer (Polyneikes, Haimon), Sabah Qalo (Teiresias), Kruna Savić (Iokaste), Lisa Eder (Ismene)
Text: Anna Gschnitzer
Inszenierung: Alexander Nerlich
Bühne: Thea Hoffmann-Axthelm
Kostüme: Zana Bosnjak
Musik: Leif Eric Young
Licht: Frederik Wollek
Choreografie: Chris-Pascal Englund Braun
Dramaturgie: Rebecca Reuter
Fotos: Andreas Etter

Premiere (UA): 28. Juni, 2024
Staatstheater Mainz
Aufführungsrechte bei Felix Bloch Erben, Verlag für Bühne, Film und Funk.

Pressestimmen:

„Anna Gschnitzer, die 2021 mit dem fulminanten Auftragswerk „Einfache Leute“ am Staatstheater Mainz ihren Einstand gegeben hatte, hat sich, wie nach diesem Einstand zu erwarten war, nicht platt darauf gestürzt, eine zeitgenössische Neudeutung schlicht und einfach mit ein paar feministisch-emanzipatorischen Etiketten zu versehen. Das, was in der staubigen Luft Thebens liegt, ist noch viel komplizierter in der freien Versfassung, die Gschnitzer geschrieben hat.“
Eva-Maria Magel, FAZ, 01.07.2024

„Dieser individualisierende Zug trifft sich mit dem poetischen Grundton der Figuren in „Ich, Antigone“... Sie sind keine Spielsteine im überpersonalen Spiel, sondern Menschen, denen es um etwas geht... Enders‘ Antigone entwächst nach allem Asche- und Weihrauchschwingen an und über der Leiche tragisch dem Leben. Eindrucksvoll.“
Marcus Hladek, Frankfurter Rundschau, 30.06.2024

„Gschnitzer präsentiert moderne Figuren, die sich um keinen Götterhimmel scheren... Der Abend macht gerade im Abgleich mit der antiken Vorlage deutlich, wie patriarchal geprägt unsere Vorstellung von Herrscherschaft (sic!) immer noch ist... Das Publikum könnte hier also schön lernen, sich von Herrschaftsgesten nicht blenden zu lassen und die alten Haudegen einfach zu vergessen. Das wäre ein Anfang.“
Shirin Sojitrawalla, nachtkritik, 29.06.2024.

„Jede Figur in dem Stück ruft Assoziationen mit dem Hier und Jetzt hervor. Gschnitzers Fassung greift in weiten Teilen auf den antiken Text zurück und bringt dessen Bedeutungsdichte für ein modernes Publikum zum Leuchten.“
Sara Maleš, SWR, 28.06.2024

„Dass sie dem großen alten Stoff nicht billig das Heutige überstülpt, ehrt die Autorin, deren schnörkellose Versfassung nicht nur von feinem Sprachgefühl, sondern schon auch von Respekt zeugt”
Christine Dössel, Süddeutsche Zeitung, 02.07.24