Blut und Hoden

Blut und Hoden

Blut und Hoden

Seit jeher feiert die Burschenschaft Molestia den längsten Tag des Jahres mit einem Feuer. Dieser matriarchale Brauch vertreibt böse Geister, schützt vor Krankheiten und fördert die weibliche Zeugungskraft und die männliche Fruchtbarkeit. Das Feuer leuchtet uns den Weg hin zum goldenen Matriarchat. Den Weg zur Scheide! 

Doch dieses Jahr ist ein besonderes Jahr. Schon Therese von Bayern hat am Gründungstag der Burschenschaft Molestia 1871 mit mahnenden Worten über die besonderen Kräfte gesprochen, die die Welt 2020 in Atem halten werden. Sie prophezeite, dass sich am Tag der traditionell matriarchalen Sonnwendfeier, am 21. Juni 2020, die gesamte Welt auf den Scheideweg machen werde. 

Der Tag X ist nah, der Tag an dem sich matriarchale Kräfte, wie kein anderes Mal in der bisherigen Geschichte bündeln. Auch Männer müssen sich nicht länger – aus Angst um ihre Hoden – in die abstrusesten Theorien hineinsteigern. Denn die strenge und heilende Hand des Matriarchats wird die Welt sicher aus der gegenwärtigen Krise führen. 

Der Scheideweg bringt dich am 21. Juni 2020, über mehrere Stationen in der Stadt München an das reinigende Feuer des Matriarchats. Du wirst Burschen, Kämpferinnen* und Expertinnen* des Matriarchats begegnen, die dir den Weg weisen. Folge der Stimme des Matriarchats! Mach dich auf den Scheideweg! Den Weg hin zur Scheide!

Fotos: Burschenschaft Molestia
Video: Su Steinmassel

Gefördert durch das Kulturreferat München.

Die Burschenschaft Molestia dankt Anna Yeboah, Connie Breinbauer, Aleksandra Pavlović, Su Steinmassl, Penelope Kemekenidou, Hannah Binder, Pauline Fusban, Kira Ayyadi und der Amadeu Antonio Foundation, Gro Swantje Kohlhof, Zeynep Bozbay, Rosalie Razavian, Anna-Lena Keller, Kira Kayembe, Leonor Estrada, Maricarmen Gutiérrez, der Juristische Bibliothek im Rathaus der Stadt München, der Galerie Sabine Knust, Jenny de Negri, dem Blitz Music Club, der Burschenschaft Furia zu Berlin, der Burschenschaft Paracelsia, der Burschenschaft Furia zu Innsbruck und der Burschenschaft Infamia.

Pressestimmen:

„Ansonsten ist der Ablauf des Stationenspektakels minuziös durchgeplant und perfekt inszeniert: Stramme Ordnung, wie es sich für die Burschenschaft gehört, wird hier parodiert… Die Aktivistinnen greifen zudem die Ästhetisierung der Politik durch Rechte auf und unterwandern ebenso spielerisch wie klug rechtsradikale Redeweisen und Rituale… Molestia schafft mit Performance, Ernst, fröhlicher Groteske und Ironie Raum für wirkliches, für aufrichtiges Engagement…Eine Entzauberung rechter Ideologie und abstruser Verschwörungen ist das. Und eine Lektion in der transformativen Kraft der Kunst. Bravo, Molestia!”
Christine Hamel, Bayern2 kulturWelt, 23.06.2020

„Die weibliche Burschenschaft „Molestia“ hat zu einem Stadtrundgang geladen. [...] Das Patriarchat wird verflucht, die deutsche Leitkultur und die weiße Vorherrschaft. In einem Feuer verbrennt ein kleiner Phallus aus Holz. Jede Teilnehmerin erhält eine schwarze Kerze – um damit das Matriarchat und die ganz eigene „Vulvahrheit“ in die Welt zu tragen. Und als die Frauen danach mit brennenden Kerzen und einem halb ausgetrunkenen Bier in der Hand vor dem Blitz stehen, sagt eine von ihnen: „Na dann. Wir wissen, was zu tun ist.””
Sophie Aschenbrenner, Süddeutsche Zeitung, 21.06.2020