Corps Matriarchal

Corps Matriarchal

Corps Matriarchal

Am 29.05.2022 wollte die Burschenschaft Molestia in einem feierlichen Akt der Restitution ein Objekt aus der Sammlung ihrer Gründerin, Prinzessin und Forschungsreisenden, Therese von Bayern, an die Delegation für Gerechtigkeit und Kämpfe Sonqo Ruro aus Abya Yala zurückgeben.

Sonqo Ruro hat die Restitutionszeremonie unterbrochen. Dieses Unterbrechen hat uns zu der Erkenntnis geführt, dass die Restitution kolonialen Raubguts mehr bedeutet als die Rückgabe eines Objekts. Zu allererst müssen wir klar benennen, was wir getan haben:

Wir haben uns verhalten wie unsere Gründerin, Therese von Bayern: wir haben patriarchale Gewalt, wir haben die Gewalt der weißen Vorherrschaft zu unserer gemacht.

Das Patriarchat zu bekämpfen heißt auch weiße Vorherrschaft zu bekämpfen, den Kolonialismus zu bekämpfen, Hierarchien zu bekämpfen, die Ausbeutung des globalen Südens zu bekämpfen.

Corps Matriarchal markiert nicht das Ende, sondern den Beginn eines Prozesses, in dem es um die Verantwortung und den Wandel der B! Molestia geht.

Die Burschenschaft wird es in dieser Form, nach diesem Tag nicht mehr geben. Wir werden uns transformieren. Und wir werden uns von der Hand des Warmi Pachakuti führen lassen.

Denn das besagte Objekt, das nun nicht mehr Teil einer Sammlung ist, das auch kein Objekt mehr ist und nie eines war, ist eine Hand. Diese Hand ist Teil eines Körpers. Teil des Warmi Pachakuti. Ein Körper, der viele Körper ist. Ein Körper, der von den Kolonisatoren in Abya Yala zerstückelt wurde und der jetzt wieder zusammenfindet.

Die Welt wird auf den Kopf gestellt und eine neue Zeit beginnt.

Die Zeit des Warmi Pachakuti.

Wir danken auch Cosmica Bandida, die mit der Kraft der Musik Sonqo Ruros Kämpfe unterstützt.

Gefördert durch das Kulturreferat München.

Fotos: Priscilla Grubo


Pressestimmen:

„In einem feierlicher Akt der Restitution und der Versöhnung soll nun ein Objekt aus der Sammlung der Therese von Bayern an "Sonqo Ruro" überreicht werden. Doch die Übergabe allein reicht nicht aus, um "B!Molestia" rein zu waschen. "Sonqo Ruro" fordert, dass der matriarchale Geist durch die Flammen der Verwandlung gehen soll. Am Höhepunkt der Zeremonie, als sich alle versammeln und augenscheinlich versöhnen, zieht Gewitter auf, und es donnert laut. Die Schärpen und Mützen der "B!Molestia" werden zerschnitten. Dramatisch ist das Theater am Gärtnerplatz allemal.”
Eva Goldbach, Süddeutsche Zeitung, 8. Juni 2022

„Maricarmen Gutiérrez vom Kollektiv Sonqo Ruro verspricht, dass es bei Molestia ab jetzt gewaltfreien Spaß, aber weiterhin viel Spaß geben werde. ‘Die Rückgabe-Zeremonie wird ein Albtraum für weiße Menschen. So ein Traum, in dem dich die Geister holen kommen, und aus dem man hochschreckt und sagt, ich tu’s nie wieder‘, sagt sie.
Monopol, 27. Mai 2022