Capri

Capri

CAPRI

Es gibt da dieses Bild, es zeigt ihre Mutter, oder jemanden, der ihre Mutter werden sollte. Ein elf Jahre altes Mädchen im Urlaub. Ein Kind vor dem Hintergrund eines tiefblauen Mittelmeers, eines Strandes, Möwen, ja sogar eine Palme waren darauf zu sehen. Dieses Bild muss aus einem Paralleluniversum stammen, denn ihre Mutter ist als Kind nie in Urlaub gefahren. Sie wollte dieses Bild verstehen, sie wollte verstehen, was in diesem Paralleluniversum, das außerhalb der entbehrungsreichen und auch traurigen Kindheit ihrer Mutter zu liegen scheint, noch möglich gewesen wäre. Sie wollte zurück zu diesem Moment, in dem ihre Mutter mehr hätte sein können, als das Dienstmädchen reicher Leute. Sie wollte über soziale Ungleichheit, das Recht auf Erholung und Urlaub schreiben, über Freiheit und Selbstbestimmung in einem Leben, das von Sorge und Fürsorge geprägt war. Über zwei Frauen, eine Mutter und ihre Tochter, die beide nicht gelernt hatten, wie Selbstliebe geht, und es sich nun beibringen wollen, unter der Sonne von Capri, zwischen ihnen ein Meer aus Konflikten, die Distanz einer Klasse und die große Sehnsucht nach Nähe. Und… sie musste diese verdammte Deadline halten.


Mit: Iris Becher, Florentine Krafft, Sissi Reich, Ursula Reiter
Text: Anna Gschnitzer
Regie: Valerie Voigt
Bühne: Thomas Garvie
Kostüme: Katia Bottegal
Musik: Katharina Ernst
Ton: Benjamin Bauer
Licht: Christoph Pichler
Dramaturgie: Martina Grohmann
Regieassistenz: Stella Jarisch
Körperarbeit, Regiehospitanz: Christina Osternig
Fotos: Marcella Ruiz Cruz

Premiere (UA): 08. Mai, 2024
Schauspielhaus Wien
Aufführungsrechte bei Felix Bloch Erben, Verlag für Bühne, Film und Funk.

Pressestimmen: 

„Gschnitzer legt in diesem Auftragswerk für das Schauspielhaus den Finger auf die offene Wunde einer Generation, die zwischen Empowerment und Burnout nach sich selbst sucht. Lang anhaltender Jubel für einen im doppelten Wortsinn schrägen Abend.“ Sonja Harter, APA

Der Text besticht durch seine Ironie, etwa, wenn die Tochter der Mutter erklärt, was Empowerment bedeutet oder über „Karrierefeminismus und Kapitalisierung des eigenen Selbst“ nachdenkt. Ursula Reiter zeigt die Mutter mit einer gewissen Nonchalance. Katharina Ernst ergänzt gelassen am Schlagzeug. Jubel.“
Susanne Zobl, Kurier

„Capri ist alles andere als ein Runterzieher. Mit Raffinesse verwebt die Autorin die anklagenswerte Lage schlecht oder unbezahlter Pflegearbeit mit einer exhibitionistischen Fahrt ins Blaue. Diese angespannt knisternde Tonlage und Dynamik des Textes würdigt Regisseurin Voigt mit ansteigender Konzentration.“
Margarete Affenzeller, Standard

Auf der Bühne ist auch die Schlagzeugerin Katharina Ernst, aber eigentlich hat Gschnitzers Text auch so schon einen guten Rhythmus und enormen Drive.(…) In Capri kommen Mutter und Tochter nie an, (...) aber die Idee, über den Umweg einer Autorinnen-Nabelschau von der Erschöpfung der Frauen zu erzählen, ist schon richtig gut.“
Wolfgang Kralicek, THEATER HEUTE